Die Kontrolltheorie befasst sich mit der Steuerung und Optimierung automatischer Abläufe. Sie spielt beispielsweise bei der Regulierung von Heiz- und Kühlsystemen, automatischer Geschwindigkeitsanpassung von Autos und bei der Fließbandproduktion eine wichtige Rolle. In der Software-Technik kommen oft die gleichen Methoden etwa beim Caching und in Server-Farmen zur Regulierung der eingesetzten Rechner zum Zuge.
Feedback Control, zu deutsch etwa die Rückkopplungskontrolle, bildet eine wichtige Komponente in der Optimierung solcher automatischen Abläufe. Das im O'Reilly-Verlag bisher nur auf Englisch erschienene Buch "Feedback Control for Computer Systems" von Philipp K. Janert führt auf 300 Seiten in die Konzepte der Kontrolltheorie ein.
Feedback Control
Philipp K. Janert
Feedback Control for Computer Systems – Introducing Control Theory to Enterprise Programmers
O'Reilly, 327 Seiten
24,50 Euro (eBook: 17,99 Euro)
ISBN: 978-1-4493-6169-3
Zunächst zeigt der Autor anhand von Beispielfällen, wie sich einzelne Parameter der eingesetzten Algorithmen auswirken und wie sich diese optimieren lassen. Beispiele aus der realen Welt verdeutlichen die Effekte, die auch in Software-Systemen auftreten. Worker Queues (Arbeitsschlangen) etwa können aus theoretischer Perspektive aus echten Arbeitern wie aus Worker-Prozessen bestehen.
Auf die Theorie des ersten Teils folgt im zweiten Teil die Praxis, die typische Software-technische Probleme löst. Im dritten Teil veranschaulichen zahlreiche Anwendungsbeispiele mit vollständigen Beschreibungen und gut dokumentierten Python-Implementationen die Lösungen.
Und die Welle rollt weiter. Nachdem "Compute" und "Storage" weitgehend virtualisiert sind, steht als nächstes das Netzwerk an: "Software Defined Networking". Ein Buch des O'Reilly-Verlags nimmt sich des Themas an und gibt einen Einblick in ein Gebiet, das sich in rasanter Entwicklung befindet. Die Autoren arbeiten beide beim Router-Hersteller Juniper und verfügen so über Praxis- und Gremienerfahrung.
Zuerst geben sie einen Überblick über grundsätzliche Aufgaben eines SDN-Stacks: Aufteilung in Control- und Data-Plane sowie das Management über standardisierte Protokolle und APIs. Auch die Probleme beschreiben die Autoren: Schwierigkeiten bei der Autokonfiguration eines Software-definierten Netzes, Ausfallsicherheit und Loadbalancing auf der Management-Seite.
Im Mittelpunkt steht zunächst der OpenFlow-Standard, um den sich die Open Networking Foundation kümmert, der aber nach Meinung der Autoren nicht frei von Problemen ist. Eine Working Group arbeitet an einer Erweiterung des Standards namens FAWG, aber das ist noch nicht abgeschlossen.
Dann gehen die Autoren die SDN-Controller der führenden Anbieter durch: VMware/Nicira, Big Switch, Juniper und Cisco, aber auch die Open-Source-Software vSwitch. In Wort und Bild stellen die Autoren die Ansätze einer theoretischen Ideallösung gegenüber, was zur Orientierung durchaus sinnvoll ist. Im Programmierteil stellt das Buch verschiedene Techniken vor, das Netzwerk per Code zu verwalten. Hier geht es bunt durcheinander und Formate wie JSON und XMPP stehen neben einem Framework wie Cloudstack. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit der Datacenter-Technologie.
Ist man mit dem Buch fertig, schwirrt einem der Kopf angesichts der Vielzahl verschiedener Technologien, Akronyme und komplexer Diagramme. Es von vorne bis hinten durchzulesen, erscheint wenig sinnvoll. Eher ist es für Leser gedacht, die sich gezielt über die Grundlagen von SDN und einzelne Ansätze dazu informieren wollen.
SDN
Thomas D. Nadeau, Ken Gray
SDN – Software Defined Networks
O'Reilly, 384 Seiten
37,95 Euro
ISBN-10: 1449342302